Noch in meinem letzten Wettkampfbericht im Februar habe ich optimistisch auf die Wettkampfsaison 2020 geblickt und mit Aussicht auf die anstehenden Dinge wie zum Beispiel den Laufschuhtest für tri2b.com, das Team-Trainingslager in Südtirol, weitere Vorbereitungsläufe und den Einstieg in die Triathlon Wettkämpfe mehr Lesestoff angekündigt.
Nur wenig später schlugen dann die Veränderungen durch die Corona-Pandemie voll zu und nicht nur die geplanten Vorbereitungsrennen, sondern auch das Trainingslager fielen dem Virus zum Opfer. Ebenso ging es dem gemeinsamen Vereinstraining, was mich vor allem beim Schwimmen traf und auch die Verschiebung meines Triathlon-Saisoneinstiegs beim mz3athlon war schnell klar. Die dynamische Pandemie-Entwicklung machte dann sichere Vorhersagen allerdings praktisch unmöglich und deshalb hat es nun rund drei Monate bis zum aktuellen Lagebericht gedauert.
Mir war zwar bald bewußt, dass noch einige weitere Veranstaltungen geschoben würden oder sogar komplett ausfallen, ich hoffte jedoch immer noch auf die zweite Jahreshälfte, die sowieso die Höhepunkte meiner Planung enthielt. Insbesondere die Ironman 70.3 WM Ende November in Taupo sorgte für Motivation, das Training so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Abgesehen vom Schwimmen, das mangels offener Bäder einfach nicht möglich war, gelang mir das auch recht gut. Während viele Triathleten das Schwimmen mehr oder weniger ernsthaft, entsprechende und zum Teil sehr amüsante Internet-Videos gibt es genug, als Trockenübung veranstalteten, konnte ich dem nichts abgewinnen und bin statt dessen alternativ auf Cross-Skates und Langlaufstöcke ausgewichen. Das hat bei mir in den letzten Jahren schon ganz ordentlich funktioniert und der Plan war dann im Sommer und Herbst noch ausreichend Wasserkilometer zu sammeln, um Ende November mit dem kürzlich neu erworbenen Neo auch WM-würdig zu schwimmen.
Nach der rasanten Virus-Verbreitung, weltweit immer härteren Einschränkungen und immer mehr Rennabsagen war schon länger klar, dass die Uhr langsam selbst für die späten Rennen abläuft. Trotzdem hoffte ich, auch angesichts der nun teilweise beginnenden Lockerungen, immer noch auf wenigstens den einen Termin im November und die schon gebuchte Reise ans andere Ende der Welt.
Seit dieser Woche steht nun aber leider fest, dass auch die 70.3 WM in Taupo 2020 nicht mehr statt finden wird. Aktuell ist noch nicht ganz klar, ob es eventuell eine Verlegung ins Frühjahr 2021 gibt, einen Totalausfall oder welche Option sonst noch möglich wäre. Ob und unter welchen Bedingungen die bis auf einen Mietwagen bereits komplett gebuchte Reise verschoben werden kann oder ich den Flug und die Übernachtungen als Urlaub ohne Wettkampf wenigstens teilweise genießen kann, steht momentan ebenfalls in den Sternen. Zur Zeit wage ich nicht mal ansatzweise eine Prognose, ab wann und mit welchen Voraussetzungen ein Flug nach Neuseeland und eine touristische Einreise mit danach reibungsloser Rückkehr wieder machbar sind.
Die Stimmung ist damit auf jeden Fall nun erst mal im Keller. Die letzten drei heimischen Rennen, für die noch eine kleine Chance in diesem Jahr besteht beziehungsweise zumindest noch keine Absage erfolgt ist, helfen da nur begrenzt. Außerdem glaube ich bei denen zwischenzeitlich ebenfalls nicht mehr wirklich daran, dass die tatsächlich so ablaufen wie geplant.
Trotzdem macht mir der Sport natürlich weiterhin Spaß und ich werde weiter trainieren, obwohl nun sicher die letzte Konsequenz in mancher Einheit fehlen wird. Ansonsten bleibt in sportlicher Hinsicht jetzt wohl nur abzuwarten, wie sich die Gesamtsituation weiter entwickelt, welche Möglichkeiten sich daraus dann ergeben und schließlich dazu passende neue Pläne für die Zukunft zu schmieden.
Abgesehen davon gibt es natürlich auch deutlich wichtigere Dinge als den Sport und selbst wenn sich der Kontakt bisher sehr in Grenzen hielt, freue ich mich sehr, dass ich seit einigen Wochen stolzer Onkel der neuen Super-VIP der Familie bin 🙂 Da Abstand halten zu müssen war und ist sicher nicht nur für mich, sondern insbesondere vor allem für die frisch gebackenen (Ur-)Großeltern, schwierig. Neben einer möglichen Taufe sind außerdem eine Konfirmation und diverse Geburtstagsfeiern in der Verwandtschaft vorerst den Virus-Beschränkungen zum Opfer gefallen. Entscheidend ist aber, dass zumindest bis jetzt alle gesund geblieben sind und nach und nach ja nun auch die Aussicht besteht, die verpassten Feiern und Besuche in absehbarer Zeit nachholen zu können.
Darüber hinaus haben mich bislang die direkten Auswirkungen der Pandemie und der daraus folgenden Beschränkungen persönlich nur in begrenztem Umfang getroffen. Natürlich heißt es zum Beispiel Maske tragen beim Einkaufen, Abstand halten und öfter Hände waschen. Das sehe ich aber nicht wirklich als Problem und ein Besuch im Fußballstadion oder einer vollen Kneipe war mir sowieso nie wichtig. Eher lästig, aber mit etwas Vorausplanung auch ganz gut beherrschbar, ist der Umstand, dass frische Hefe zum Brotbacken immer noch Mangelware ist.
Beruflich habe ich das Glück, dass sich für mich abgesehen vom Verzicht auf den Handschlag zur Begrüßung, Einführung von Abstandsregeln, mehr Videokonferenzen und einigen weiteren organisatorischen Veränderungen keine gravierenden Einschnitte ergeben haben. Darüber hinaus habe ich in gewisser Weise in den letzten Wochen vom allgemeinen Lockdown sogar ein Stück weit profitiert, da die Straßen auf dem Weg zur Baustelle und zurück oft fast leer waren.
Berücksichtigt man die Probleme und Schicksale, mit denen sich andere Menschen in unseren Nachbarländern, aber natürlich auch hier in Deutschland aktuell konfrontiert sehen, relativiert sich der Blick auf ein paar ausgefallene Wettkämpfe und selbst auf einen fraglichen WM-Start beziehungsweise die zugehörige Neuseeland-Reise.
Deshalb werde ich auf jeden Fall versuchen, weiterhin das Beste aus der Situation zu machen und mir dann neue Gedanken über meine Triathlonsaison zu machen, wenn es eine wenigstens halbwegs gesicherte Entscheidungsgrundlage wie zum Beispiel neue Termine gibt. Bis dahin heißt es aus positiven Dingen wie etwa der kürzlich gelieferten neuen Teambekleidung Motivation zu ziehen und weiterhin in Bewegung und vor allem gesund zu bleiben.